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Interview mit Dekan Hans-Theo Daum

Dekan Hans-Theo DaumDekan Hans-Theo Daum

Herr Dekan Daum, Sie engagieren sich für Toleranz, gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz. Warum?

Hans-Theo Daum: Die zunehmenden Aktivitäten rechtsradikaler Kreise in unserer Heimatregion sind inakzeptabel. Wenn jüdische Gräber geschändet, Gebäude religiöser Gruppen mit Hakenkreuzen beschmiert, im Umkreis von Schulen Flugblätter und CDs mit rechtsradikalen Inhalten verbreitet und Kritiker eingeschüchtert und bedroht werden, ist es an der Zeit, Stellung zu nehmen. Wir werden nicht widerspruchslos unsere Kinder und Enkelkinder den menschenverachtenden Parolen einiger weniger Neonazis in der Region aussetzen.

In meiner Heimatstadt Lollar leben zum Beispiel Menschen aus mehr als 50 Nationalitäten. Dabei sind wir auf einem guten Weg. Wir sind im Gespräch miteinander und empfinden die Vielfalt in unserem Ort als Reichtum. Die Kommune, die Kirchen, Vereine und Initiativen unterschiedlichster Prägung bringen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur zusammen und stärken das Verständnis füreinander. Diese guten Erfahrungen des Zusammenlebens dürfen nicht bedroht werden, sondern müssen zunehmen. Schließlich wohnen wir alle an einem Ort in einer multikulturellen Region.

Als Vertreter der evangelischen Kirche stehen Sie nicht alleine gegen rechts. Mit wem arbeiten Sie zusammen?

Daum: Viele Menschen teilen unser Anliegen, zum Beispiel bei Mahnwachen. Wir bekommen die Unterstützung vieler Mitbürgerinnen und Mitbürger. Wir arbeiten mit den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen zusammen, mit demokratischen Bündnissen und Initiativen, sowohl aus der Politik als auch aus Kirchen und Religionsgemeinschaften. Gemeinsam wollen wir keinen Zweifel daran lassen: Das Lumdatal bleibt bunt, wir sind eine gastfreundliche und weltoffene Gegend. Wir sagen deutlich: Wir lassen uns unser offenes, von kultureller Vielfalt geprägtes Zusammenleben nicht von dumpfer Neonazi-Ideologie infrage stellen.

Warum laden Sie als Kirche zu Mahnwachen und Demonstrationen ein? Wofür setzen Sie sich ein?

Daum: Wir tun das unter anderem, weil Rechtsextremismus den Kern christlicher Überzeugung infrage stellt. Rechtsextremismus erzeugt Hass gegenüber den anderen. Die anderen, das sind die anderen im Glauben, die anderen im Aussehen und ethnischer Herkunft, die anderen im Verhalten. Christen aber glauben an einen Gott der Liebe und nicht des Hasses. Die Vielfalt in unserer Gesellschaft hat nach unserer Meinung ihren Grund in Gottes guter Schöpfung.

Schon in den ersten Büchern der Bibel heißt es: Wie ein Einheimischer soll euch der Fremde gelten, der bei euch lebt. Und du sollst ihn lieben wie dich selbst, denn ihr seid selbst Fremde gewesen im Land Ägypten. Das Nein zum anderen ist nach christlichen Maßstäben Sünde. Deshalb setzen wir uns für eine Gesellschaft ein, in der Menschenwürde und gleichberechtigte Teilhabe zusammengehören. Und wir wenden uns entschieden gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und Ausgrenzung.

Wie begegnen Sie neonazistischen Tendenzen?

Daum: Den Rechtsextremisten begegnen wir weder mit Panikmache noch mit Verharmlosung. Dennoch widersprechen wir den hässlichen rechtsradikalen Tönen einiger weniger fehlgeleiteter Zeitgenossen entschlossen. Sie ärgern uns, weil sie ebenso dumm, wie laut und aufdringlich sind. Und wenn Gewalt angedroht wird und Menschen bedroht werden, sind erträgliche Grenzen eindeutig und weit überschritten.

Was wir dagegen brauchen, ist bürgerschaftliches Engagement auf allen Ebenen. Deshalb bringen wir uns als evangelische Kirche gemeinsam mit den politisch Verantwortlichen, mit demokratischen Bündnissen und Initiativen ein, um miteinander offene Gesellschaft zu gestalten. Unser friedliches Miteinander in unseren Orten und in der ganzen Region darf nicht von menschenverachtender rechter Ideologie infrage gestellt werden.

Was kann die evangelische Kirche tun?

Daum: Als Kirche möchten wir nicht nur ein klares Nein zu rechter Ideologie sprechen, wir wollen auch Ansprechpartner für Betroffene sein. Mit unseren Pfarrerinnen und Pfarrern, mit Mitarbeitern in der Jugendarbeit sind wir in den Ortschaften vertreten. Wir können beratend unterstützen und hilfreiche Kontakte herstellen. Wir unterstützen Eltern und Großeltern darin, aufmerksam zu sein, gerade wenn junge Menschen in ihrem Umfeld von rechten Gruppen beeinflusst und verunsichert werden. Über so etwas muss geredet werden. Dabei helfen wir.

Und wir zeigen und sagen es öffentlich und sehr laut und deutlich: Christlicher Glaube und rechtsextreme Haltungen passen nicht zusammen.

Herr Dekan Daum, vielen Dank für das Gespräch.

(Das Gespräch führte Martin K. Reinel.)

 

 

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Maria sprach:
"Meine Seele erhebt den Herrn,
und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes.
Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen."

(nach Lukas 1,46-55)

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